Er gehört bei uns in Wittgenstein zu den bekanntesten, markantesten und beliebtesten Finkenvögeln. Der Dompfaff. Es fehlt zur Winterzeit an keinem Futterhäuschen, ist fast in jedem Garten vertreten und wird als „weit verbreiteter Waldvogel“ besonders in Nadel- und Mischwäldern geführt. In letzter Zeit allerdings scheint er sich in unseren Gärten und Wäldern rar gemacht zu haben…
Er ist auch unter dem Namen Gimpel bekannt. Und wenn einer gleich mit zwei Namen daherkommt, lohnt sich ein Studium der Namensgeschichte. So wird der männliche Vogel (der weibliche Vogel ist unscheinbar bräunlichgrau gefärbt) mit der karminroten Brust, der schwarzen Kappe, dem kräftigen Schnabel und der etwas rundlichen Gestalt auch als Loh- (wie Wald, oder Gebüsch) Fink, Rotfink, Goldfink oder Blutfink (Siegerland) bezeichnet. Die Eigenart dieses 15 Zentimeter großen Finkenvogels, neben Sämereien vorzugsweise die Baumknospen verschiedener Bäume (insbesondere Birken) abzuknipsen, gab ihm den Namen Bollenbisser (Knospenbeißer), oder Bollenbicker sowie Bollebick.
Gründe seiner hohen Sympathiewerte sind einerseits die Ausstrahlung von Ruhe, Gelassenheit und einer gewissen Vertrautheit, sowie der vermeintlich monogamen Lebensweise (zumindest taucht er immer paarweise auf) und seines melodisch-wehmütigen Gesanges, der ein fast klagendes „Jiü“ mit einem kurzen „Bütt“ oder aber auch ein gequetschtes „Di-dü-diüh“ darstellt.
Am fliegenden Vogel fallen sowohl der schwarze Oberkopf als auch der weiße Bürzel (Schwanzwurzelgefieder) sowie der weiße Flügelstreif auf. Als echte Körnerfresser füttern beide Elterntiere ihre Jungen mit einem Brei, der im Kropf bereitet – vorverdaut – wird. Dies wohl auch mit ein Grund, warum Dompfaffen gerne die Vogeltränke annehmen, um dort zu schöpfen oder ein Bad zu nehmen.
Hin und wieder tauchen bei uns in den Wintermonaten auch nordische Dompfaffen auf, wie vor Jahren ein begeisterter Bad Laaspher Vogelfreund berichtete. Diese sind wesentlich größer und wirken im Gestrüpp des Gartens „wie leuchtend rote Tennisbälle“.
Text und Fotos: Wolfram Martin
Vielleicht vermisst der eine oder andere Rothaarsteigwanderer die ansonsten in Parks und Gärten allgegenwärtigen Kobolde auf seiner Wanderung. Doch sie sind da, überall wo es trotz der Borkenkäferplage noch Fichtenzapfen oder Haselnüsse gibt. Es kommt in großen Wäldern genauso wie in Parks vor; wir finden es überfahren auf Straßen und es durchhuscht unsere Gärten, Terrassen und Balkons auf der Suche nach etwas Fressbaren. Mal begegnet uns ein völlig vertrautes Tier, das uns fast aus der Hand frisst, dann wieder eines, welches schon beim Fensteröffnen flieht.
Obwohl es ein Wildtier ist, das unsere Nähe sucht, ranken sich doch um diesen kleinen Kletterkünstler merkwürdige und nicht immer ernst zu nehmende Geschichten. Wenn Eichhörnchen Nüsse oder andere Samen sammeln und diese verstecken heißt das nicht, dass es einen frühen Winter gibt, denn sie sammeln immer im Herbst Nahrungsvorräte und legen Verstecke für den Winter an. Auch hält es keinen Winterschlaf, wie häufig umgekehrt kolportiert wird, sondern bevorzugt die Nähe des gut ausgepolsterten Nestes, des Kobels, insbesondere bei kälteren Temperaturen. Bei großer Kälte verläßt es den Kobel manchmal tagelang nicht. Somit ist auch das eine falsche Annahme, dass, wenn man im Winter Eichhörnchen sieht, dieser vorbei sei und der Frühling vor der Türe steht. Ein weiteres Märchen auch, dass die rot gefärbten Exemplare der deutschen oder mitteleuropäischen Rasse angehören und die dunkelbraunen, fast schwarzen, sibirische Eichhörnchen wären. Unser heimisches Eichhörnchen kommt sowohl in roter als auch brauner – im Winter dunkelbrauner – Farbspielart vor. Der größte Feind des Eichhörnchens, so ist zu lesen, sei der Baummarder. Wie das, fragt man sich, wo doch die Eichhörnchen tag- und die Baummarder nachtaktiv sind? Ja, der nachtaktive Baummarder ist ein Spät-zu-Bett-Geher, während das Eichhörnchen ein ausgesprochener Frühaufsteher ist - und hier überlappen sich die beiden Aktivitätsrhythmen. Und wer einmal gesehen hat, mit welcher Rasanz und „affenartiger“ Geschwindigkeit so ein Marder ein Eichhorn Baum hoch, Baum runter verfolgt, der wird so ein Verfolgungsspektakel nie mehr vergessen. Manchmal kann sich das Eichhorn nur mit einem Riesensatz, der einem Flug von Baum zu Baum gleicht, retten. Manchmal, doch nicht immer… Ein weiterer, viel gefährlicherer, da effektiverer Jäger des Eichhörnchens, ist der Habicht, der, so er denn einen kleinen Kletterkünstler erst einmal im Visier hat, fast immer zum Erfolg führt. Der Beutegreifer ist halt immer noch ein bißchen schneller…
Beim Fressen und Herauspuhlen von Samen sitzt das kleine, braune Tierchen und hält die Nahrung in den Händen, was ihm ein putziges, fast menschliches Aussehen verleiht. Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Eichhörnchen auch fleischige Nahrung in Form von Vögeln – entweder am Futterhaus – oder Jungvögel, die sie geschickt aus dem Nest holen, bevorzugen. Eichhörnchen beobachten auch andere Vögel, zum Beispiel die Tannenhäher, beim Verstecken von Nüssen und holen sich gerne dessen Nüsse. Doch genau dies macht der Tannenhäher auch, nur ist er im „Klauen“ von Eichhörnchen-Nüssen viel geschickter und schlauer als der Nager.
Zunehmend werden auch Eichhörnchenkobel mit Jungen direkt unterm Dachfirst beobachtet. Bei Gefahr klemmt sich die Mutter so ein Junges ins Maul und verfrachtet ihre drei- bis fünfköpfige „Brut“ in ein Ausweichnest. Eichhörnchen können bis zu zwölf Jahre alt werden.
An diesem Vogel ist alles faszinierend und beeindruckend: Die Größe des Adlers, seine nebeneinanderstehenden orange-gelben, feurigen Augen, einen Kopf, den er über 270 Grad zu drehen vermag, seine nächtliche Lebensweise, sein lautloser Flug und vor allem sein Ruf, der im Frühjahr, Frühsommer aber auch im Herbst im Eder- und Altmühlbachtal zu hören ist. Dieser auf 300 bis 400 Meter zu vernehmende Ruf (weibl. „Uhuu“; männlich „Wohuu“) ist so durchdringend, einprägsam und typisch, dass er dem Vogel seinen lautmalerischen Namen gab: Uhu. Und in fast allen Sprachen, egal ob lateinisch (Bubo bubo), russisch, finnisch, griechisch klingt’s so ähnlich. Immer mit Betonung auf der ersten Silbe.
Seit 1909 galt der Uhu aufgrund intensiver Verfolgung in Westfalen als ausgestorben. Dann begann man ab 1974 zunächst mit der Zucht und anschließender Auswilderung, wobei die Gebiete Eifel, Harz, Bayerischer Wald und insbesondere das Rothaargebirge als Auswilderungsschwerpunkte galten. Hier hat sich der Uhu inzwischen so weit vermehrt und stabile Populationen begründet, die auch untereinander für einen Genaustausch sorgen, dass man von weiteren Auswilderungen absehen sollte. Für den Bereich Westfalen mit Schwerpunkt Rothaar- und Eggegebirge – inklusive Wittgenstein, wo sein Ruf zur Balz fast jedes Jahr zu vernehmen ist und er auch schon erfolgreich gebrütet hat – geht man von ungefähr insgesamt 80 Brutpaaren aus. Deutschlandweit werden laut Fachpublikationen 850 Brutpaare vermutet. Zahlen, die Verantwortliche anderer Auswilderungsprojekte wie Wildkatze, Auerwild oder Wanderfalke schon wieder Sorgenfalten auf die Stirn treiben.
Der Uhu ist ein äußerst effektiver Nachtjäger, der Beutetiere bis Dreiviertel seines Eigengewichtes erbeuten kann, also Nager und Säuger bis Rehkitzgröße und Vögel bis zum Auerhuhn. Entweder jagt er flach überm Boden oder in Baumwipfelhöhe auf alles Wild, das ebenfalls nachtaktiv ist. Darüber hinaus „pflückt“ er sich auch Krähen und andere Vögel von ihren Schlafbäumen oder Nestern. Er gilt als Nahrungsgeneralist mit Hang zur Spezialisierung. So hat man Brutpaare beobachtet, die ausgesprochene Krähenjäger waren; andere wiederum schienen sich auf Igel und wiederum andere auf Hauskatzen spezialisiert zu haben. Zum Horsten benötigt der Uhu Felsen, also Felskuppen, Vorsprünge, Abrisse oder alte Steinbrüche. In der Lüneburger Heide sind aber auch Bodenbrüter beobachtet worden und zur Not nimmt er auch Hochsitze der Jäger in „Brutbeschlag“.
Natürliche Feinde hat dieser große Nachtgreif nicht, sondern nur „künstliche“, also Todesfallen in Form von Zivilisation: Windräder, Strommasten und –leitungen sowie Drähte und Zäune in allen Variationen, die im übrigen auch für alle größeren Greifvögel sowie Störche und Kraniche eine erhebliche Gefährdung darstellen. Aus dem Wittgensteiner Land ist ein Fall bekannt, dass sich ein fütternder, weiblicher Uhu mittels eines Litzendrahtes strangulierte und somit ein gesamtes Gelege zu Tode kam.
Entlang des Rothaarsteiges dürften wir es mit der höchsten Uhupopulation Deutschlands zu tun haben – eine Tatsache, die den mächtigen, schönen, scharfsinnigen Uhu eigentlich hätte zum Wappenvogel des bekannten Wanderweges adeln müssen.
Text und Fotos: Wolfram Martin
Quelle: Wolfram Martin: Tiere am Rothaarsteig, Cognitio-Verlag
Ihr Ruf miserabel, ihr deutscher Name fast schwermütig, ihre Blüte an Krokus erinnernd, ihre Knolle giftig – und dennoch eine Schönheit. Die Rede ist von der wohl typischsten Jahreszeitpflanze unserer Heimat, der Herbstzeitlosen. In manch deutschem Nachschlagewerk oder Bestimmungsbuch findet man sie gar nicht, in anderen unter dem Namen „Weißer Safran“, dann wieder unter „Nackte Jungfer“. Und auch lateinisch scheint es munter drunter und drüber zu gehen: Mal kommt sie als „Colchicum autumnale“ daher, was wohl auch richtig ist und sinnvoll klingt, dann aber auch als „Crocus nudiflorus“. Sei’s drum. Sie ist eine wahre Schönheit in der ohnehin mal bunten, mal tristen Zeit des Herbstes. Und da sie weiterhin einen „abnormen Entwicklungszyklus“ durchlebt lohnt es, sich mit dieser „herbstblühenden Grazie“ einmal näher zu beschäftigen.
Sie gehört zu den Liliengewächsen, liebt feuchte Wiesen, auch Auenwälder, kommt bis in Höhen von 2.000 Meter vor und ist in Wittgenstein zwar nicht selten, aber auch kein Allerweltsgewächs. Die Pflanze blüht im Herbst ohne grüne Blätter. Die bis zu 20cm länglich verwachsenen Blütenblätter gehen in einen fast ebenso langen „Griffel“ (Stengel) über. Dieser Griffel muß von den Pollenschläuchen durchwachsen werden, da die Fruchtknoten unter der Erde liegen. Dies auch der Grund, warum eine ziemlich lange Zeit zwischen Bestäubung und Befruchtung notwendig ist und die Pflanzen nur im Herbst blühen. In dieser Jahreszeit entsteht seitlich neben der alten Sprossknolle eine neue, aus der sich der Blütenspross für das kommende Jahr entwickelt. Bemerkenswert weiterhin, dass die Herbstzeitlose mit ihrem ungewöhnlich langen Entwicklungsrhythmus ideal an den (alten oder früheren) Mahdrhythmus einer Wiese angepaßt ist und somit erst nach der Mahd blüht. Obwohl sich die Mahdrhythmen auch in Wittgenstein geändert haben, hat sich vielerorts die Herbstzeitlose auch in oder auf feuchten, schattigen, ungedüngten Wiesen entlang der Eder und Odeborn halten können.
In der Blüte, aber auch und insbesondere in der Knolle befindet sich das stark giftige, zu den Alkaloiden gehörende Colchicin, welches medizinisch zur Behandlung von Gicht und Rheuma verwendet wird.
Da sie auch häufig als Gartenpflanze veredelt und in diversen Hybridformen in Gartenmärkten zu finden ist, sollten sich wahre Natur- und Wildblumenfreunde jeden Herbst anläßlich von Wald- und Wiesenwanderungen an der „Schönheit mit dem miserablen Ruf“ freuen und für intakte Feuchtwiesen in Wittgenstein stark machen.
Stichwort „intakte Feuchtwiesen“: In Anbetracht der derzeitigen, andauernden Dürre allerorten, scheint die Herbstzeitlose eine weitere Verliererin unsere schönen Wittgensteiner Landschaft zu sein.
Text und Fotos: Wolfram Martin
Die Sommerfarben Wittgensteins sind rot: Den Anfang macht der Rote Fingerhut, der zunächst einige Böschungen, Hänge und Schläge purpurn färbt. Dann folgt kurz darauf und miteinander das Schmalblättrige Weidenröschen, auch Waldweidenröschen oder Feuerkraut genannt, um auf Kahlschlägen, Waldwiesen, Wegeböschungen, auch auf Brandflächen, ja „ganzen Bergen“ den Pinsel noch einmal kräftig ins Purpurrot zu tauchen. Vielleicht – aber das ist nur eine vage Vermutung – ist ja das Weidenröschen schuld am Namen Rothaargebirge, denn einerseits färbt es unsere Waldheimat im Sommer rot und andererseits bilden sich an den verblühten Stengeln im Herbst und Frühwinter die Samenwolle, das sogenannte „Engelshaar“ – siehe Foto.
Von vielen Waldbesuchern – auch Jägern, und manchmal Förstern – wird dieses hübsche, bei uns zahlreich blühende und häufig auf Kahlflächen als vorherrschende „Pionierpflanze“ etwas abschätzig beäugt und nicht selten als „minderwertig“ abgetan. Ganz zu Unrecht, denn die Blüten des Weidenröschens werden durch Insekten bestäubt, sie stellen also nicht nur eine wertvolle „Bienenweide“ dar, sondern darüber hinaus sind sie für alle Schalenwildarten wie Rot-, Reh- oder Muffelwild eine gern aufgenommene Äsungspflanze. Mehr noch, unter jägerischen Fachleuten gilt das Weidenröschen als ausgesprochener „Schalenwild-Indikator“. Also da, wo es auf Kyrill-, Borkenkäfer- und anderen Kahlflächen vorkommt, scheint das Wald-Wild-Verhältnis in Ordnung. Denn bei hohen Wilddichten machen eingezäunte Flächen deutlich, dass drinnen alles rot blüht, wohingegen außen „keine Blume mehr wächst“.
Somit ist der Umkehrschluß erlaubt, dass auf freien Flächen vorkommende Weidenröschen immer darauf hindeuten, dass es entgegen allen (öko-)logischen Unkenrufen eben nicht zu viel Schalenwild gibt. Von finnischen Elch- und einigen Wittgensteiner Rotwildjägern ist bekannt, dass sie sich auf der Suche nach einer passenden Beute einfach am Vorkommen des Weidenröschens orientieren und sich mitten in die purpurne Pracht setzen.
Darüber hinaus – und vielleicht deshalb von allen Wildarten so begehrt – gilt oder galt diese Wildblume seit alters her als Heilpflanze, denn der Wurzelextrakt mit Gerb- und Inhaltsstoffen wie dem Pekin soll antidiarrhöisch wirken und wurde (oder wird?) bei Verdauungsbeschwerden gereicht. Früher wurden die jungen Pflanzen sogar als wohlschmeckendes Sommergemüse gegessen und die Blätter eignen sich zur Aufbereitung als Tee.
Also begegnen wir unserem roten Wittgensteiner Allerweltgewächs demnächst mit etwas mehr Respekt und Achtung…
Text und Fotos Wolfram Martin
Die hübschen Lachmöwen mit dem dunklen Kopf und weißen Gefieder sind besonders elegante Flieger.
Möwen aller Art, insbesondere auch die Lachmöwen verorten wir „hinterwäldnerischen Wittgensteiner“ ja gerne und (fast) unbewusst in Küstenregionen oder aber an große Binnenseen wie das Steinhuder Meer, den Bodensee, aber auch an den Bigge- oder Möhnesee. In den Wintermonaten ist das Rothaargebirge und besonders Wittgenstein ja ein bevorzugter Aufenthaltsort für so manchen Überwinterungsgast und so haben die heimischen Vogelfreunde sich schon daran gewöhnt, hin und wieder auf gefiederte „Exoten“ wie Seidenschwänze oder Bergfinken zu stoßen. Wenn aber in den Sommermonaten – aktuell und genauer am 20. Juni 2022 – „haufenweise weiße Vögel“ das Edertal von Berghausen (Altmühlbacheinfluss) bis Raumland (Odeborneinfluss) bevölkern, dann zückt der überraschte Vogel- und Naturfreund sowohl das Fernglas als auch den Fotoapparat und stellt erfreut und überrascht fest: „Lachmöwen, tatsächlich Lachmöwen, zirka 20, 25, über 30 Stück“!
Die Lachmöwe – Larus ridibundus -, bevölkert als Allerweltsvogel sowohl die Küstenregion als auch im Binnenland jeden größeren Fluss und See. Sie ist dort, wo sie als Brutvogel vorkommt, so allgegenwärtig, dass sie nicht einmal eines Blickes gewürdigt wird. Sie brütet in Kolonien und diese werden vorzugsweise auf Schilfinseln oder in moorigen Sümpfen angelegt. Hauptsächlich im Winter, seltener auch im Sommer, so wie dieses Jahr, vagabundieren sie in kleineren und größeren Trupps, manchmal auch in größeren Scharen durch die Lande auf der Suche nach etwas Fressbaren. Und hierbei sind die weißen Vögel mit dem im Altersgefieder dunklen Kopf und Schwingenenden nicht wählerisch: Sie bevölkern gerne Müllkippen auf der Suche nach Aas; sie folgen den pflügenden oder Mist streuenden Bauern auf dem Acker in Scharen, um Regenwürmer und sonstiges Kleingetier zu erbeuten; sie plündern Abfallhaufen jeder Art und machen an Seen, Tümpeln und Weihern den „Parkenten“ das Futter streitig. In Wittgenstein sollen sie sogar schon auf Schulhöfen gesichtet worden sein und neueren Beobachtungen zufolge sollen sogar einzelne Exemplare über längere Zeiträume hier überwintern.
Beobachtet man diese überwiegend weißen Vögel, ist man zunächst von ihrem leichten, sanften, eleganten Flug begeistert, der anscheinend ideal zum „unschuldig-weißen“ Gefieder zu passen scheint. Dann aber, wenn zum Beispiel so wie früher am Schlosspark „Entenfütterungsstunde“ angesagt war, zeigen die weißen Flieger ihr wahres Gesicht: Mit Geschick, Schnelligkeit, Dreistigkeit und meistens in Überzahl jagen sie jeder Ente und jedem Blesshuhn die Beute ab. Was aber häufig auch nicht viel nützt, denn jede beutegreifende Möwe wird nun wiederum von ihresgleichen vehement verfolgt und gejagt. Dabei sind Möwen mindestens so lernfähig wie Krähen, denn wenn sie einmal gefüttert worden sind, entweder vom Ausflugdampfer aus auf dem Bigge- oder Möhnesee, oder an Schlossparks und –teichen, dann scheinen sie auf große Entfernung ihren Futterspender schon an der Kleidung zu erkennen.
Obwohl die Lachmöwen trotz ihres hellen Kleides recht schmuck aussehen, haben sie aufgrund ihres nervenden Kreischens und ständigen Bettelns wenige Freunde. In Wittgenstein mag man diese hellen Farbtupfer sowohl zur Winter- als auch Sommerzeit eigentlich recht gern, wohl wissend, dass sie sich hier nie lange aufhalten und eigentlich eine Art befiederte Durchgangstouristen darstellen.
Text und Fotos: Wolfram Martin
Mit einer Lebenserwartung von zwölf Monaten zählt der Zitronenfalter zu den langlebigsten heimischen Schmetterlingen. Dieser „zitronengelbe“, aber zu den Weißlingen zählende Tagfalter mit einer Spannweite bis zu 55 Millimetern fällt nicht nur durch seine Farbe auf (das Weibchen ist weniger intensiv gelb gefärbt), sondern ist auch durch die orangefarbenen Flecken auf den Flügeln unverkennbar. Er kommt überall in Mitteleuropa in einer einzigen Generation vor, liebt offenes Wald- und Buschgelände, Waldränder, Parkanlagen und Gärten und erreicht in den Alpen Höhen bis über 2000 Meter.
Bei uns in Wittgenstein, dem Siegerland und besonders dem Edertal zählt er zu den ersten Schmetterlingen des Jahres und fliegt bei milden Temperaturen oft schon im Februar. Die Falter schlüpfen im Hochsommer aus der Puppe und sind bis in den späten Sommer und frühen Herbst beim Blütenbesuch zu beobachten. Dann ziehen sie sich in ihr Winterquartier - vorzugsweise in feuchten, schattigen Waldbereichen - zurück, in denen sie sich als einzige heimische Schmetterlingsart zur Winterruhe frei in der Vegetation in Bodennähe zwischen Gräsern oder Brombeergerank absetzen. Wenn sie nicht gestört werden, behalten sie den einmal gewählten „Hängeplatz“ den gesamten Winter bei und können während dieser Zeit mehrfach völlig unter der Schneedecke verschwinden. Mit der ersten warmen Sonne und Schneeschmelze erscheinen sie dann wieder unbeschadet als sogenannte „erste Frühlingskünder“. Diese unglaubliche Überwinterungstaktik wird wie bei allen im Freien überwinternden Insekten durch eine Erhöhung der Zellsaftkonzentration erreicht, die ein Einfrieren verhindert. Paarung und Eiablage – fast ausschließlich am Faulbaum und anderen Kreuzdorngewächsen - finden meist im April statt und aus den gelblichen Eiern schlüpfen nach nur zehn Tagen bereits die grün gefärbten Raupen. Diese Raupen ruhen stets auf der Mittelrippe des von ihr befressenen Blattes und sind somit gut getarnt. Nach zirka vier bis fünf Wochen verpuppen sie sich und ähneln einem verdorbenem Blatt.
Beim Saugen des Nektars – im zeitigen Frühjahr oft schon an Schlüsselblumen und Seidelbast, später dann vorzugsweise auch auf Disteln – verweilen die Zitronenfalter häufig ziemlich lange mit geschlossenen Flügeln. In dieser Stellung übernachten sie auch gerne und sind dann nicht selten mit Hunderten winziger Tautropfen bedeckt.
Galt dieser hübsche Schmetterling früher in allen Regionen als recht häufig, so ist seit einigen Jahren vielerorts eine stetige Abnahme aus unerklärlichen Gründen zu beobachten. Im Jahre 2002 wurde er zum „Insekt des Jahres“ erklärt.
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Der Faulbaum – ein zu den „unbedornten“ Kreuzdorngewächsen zählender Strauch – ist nicht nur für den Zitronenfalter, sondern auch für viele andere Schmetterlingsarten eine sehr beliebte und anscheinend überlebenswichtige Futterpflanze.
Text und Fotos: Wolfram Martin
Manch Wittgensteiner reibt sich verwundert die Augen:
So ein Allerweltspilz soll „Pilz des Jahres 2022“ sein? Dieser auffällige Pilz, den es bei uns in Berghausen, dem Edertal und überhaupt in Wittgenstein von August bis Oktober fast an jedem
Waldweg, an jeder Böschung, an jedem Waldrand und – ja - sogar in manchem Garten gibt, ausgerechnet so ein Pilz, obendrein noch giftig, wird von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie
(DGfM) geadelt!
Nach der Gewöhnlichen Stinkmorchel (2020) und dem seltenen Grünling (2021) ist der Fliegenpilz – lateinisch Amanita muscaria - zum Pilz des Jahres 2022 gewählt worden. Und die Gesellschaft
begründet ihre Entscheidung damit, dass dieser Pilz zwar mit vielen Baumarten zusammen lebe und daher weit verbreitet sei, dennoch falle es dem Pilz zunehmend schwer, sich zu behaupten, wenn die
Pflege mit Dünger, Fertigrasen und Mähroboter weiter überhandnehme.
Ferner gilt der Fliegenpilz deshalb als gute Zeiger- oder Weiserart für naturnahe Gärten und Parkanlagen.
Er ist Giftpilz und Glückssymbol zugleich. Unzählige Märchenbücher, Postkarten und Dekoartikel schmückt der hübsche Fliegenpilz mit seinem leuchtend roten und weiß beflockten Hut. Seinen Namen soll er seinem Gift verdanken: Um Fliegen zu vertreiben, wurden einst Fliegenpilzstücke in Milch gelegt. Die Insekten naschten davon – und starben.
Zudem gilt der Fliegenpilz als Glücksbringer. Der Legende nach nahmen germanische Krieger kleine Mengen des Pilzgiftes zu sich, um im Kampf weniger Schmerzen zu spüren, mehr Mut zu haben um den Gegner besser bezwingen zu können. Die im Pilz enthaltene psychoaktive Ibotensäure soll ähnlich wie Rauschgift wirken.
Fliegenpilze bieten einen überaus malerischen Anblick, der jeden ernsthaften Natur- oder Funga-Fotografen in die Knie gehen lässt. Wenn der Pilz sich ungestört entfalten kann und nicht von gedankenlosen Waldspaziergängern zertreten wird, sind die weißen Pusteln auf dem Hut geradezu geometrisch exakt angeordnet. Diese Pusteln auf dem Hut oder Schirm sind Reste der allgemeinen Hülle. Jungfichtenbestände und lichte Birkenhaine sind bevorzugte Wuchsorte bis weit in den Herbst hinein.
Dieser rote Schönling kann eine Höhe von zehn bis vierzehn Zentimeter und sein Hut eine Breite von zehn bis sechszehn Zentimeter erreichen.
Text und Foto: Wolfram Martin
Flechten - ihr Ruf scheint noch schlechter als jener der Moose. Was womöglich daher rührt, dass wir Menschen den Begriff Flechte sofort mit Krankheiten wie Bart- oder Schuppenflechte assoziieren. Dabei sind die den Moosen nahestehenden Flechten fast noch faszinierender als diese: Flechten wachsen sehr langsam, einige von ihnen gehören zu langlebigsten Lebewesen der Erde und können zwischen 4.500 und 8.500 Jahre alt werden; sie können manchmal jahrelang völlig austrocknen, in Ruhestarre verfallen und dennoch weiterleben; in Mitteleuropa sind bisher über 2.000 Flechtenarten bekannt; sie werden sowohl in der Heilkunde als auch für kosmetische Produkte verwendet; sie sind den Wissenschaftlern bei der Altersbestimmung von Steinen und Gletschern eine große Hilfe und schließlich sind Flechten hervorragende Bioindikatoren wenn es darum geht, unsere Umweltbedingungen, insbesondere Luft und Wasser zu beurteilen. Und schließlich ernähren sich in manchen Gegenden Europas – z. B. in Skandinavien – zahlreiche Tiere wie Elche und Rentiere monatelang von Flechten und Moosen. Auch unsere heimischen Wisente wurden schon beim Verzehr von Moosen und Flechten beobachtet – und fotografiert!
Flechten sind eigentlich Doppelwesen aus Pilzen und Algen, werden aber den Pilzen zugerechnet, unter denen sie als eigene Lebensform eine Sonderstellung einnehmen. Um in ihre sagenhafte Formen-, Farben- und Lebensvielfalt eine gewisse Ordnung zu bringen, unterscheiden Fachleute drei Wuchstypen: Krustenflechten (dicht und eng mit dem Untergrund verwachsen, zumeist auf Steinen); Blattflechten (oft flächig wachsend, über Haftorgane locker mit dem Untergrund verbunden); und Strauchflechten (dreidimensional ästig verzweigt, wachsen entweder strauchig nach oben oder bärtig hängend nach unten).
Die attraktiven Becherflechten – zu den Strauchflechten zählend, Gattungsname Cladonia – sind weltweit mit 350 Arten vertreten, in Mitteleuropa kennt man ungefähr 70, wovon einige dieser hübschen Flechten auch in Wittgenstein vorkommen. Fast ausnahmslos findet man sowohl die Trompeten- als auch die Fingerbecherflechten im offenen Waldboden, an morschem Holz und an den moosbewachsenen Seiten von Bäumen. Insbesondere die überaus attraktive „Rotfrüchtige Säulenflechte“ – Cladonia macilenta – findet man in Wittgenstein in feuchten, zum Teil nassen Tallagen unserer Wälder auf oder in der Nähe von morschem Holz, an der Basis von älteren Bäumen und auf Rohhumus. Sie bildet becherlose Stifte oder kleinere „Säulen“ aus, deren Oberflächen schollig, schuppig oder mehlig beringt und oft mit kleinen Blättern besetzt sind. Wie viele Flechtenarten auch, sind unsere heimischen Becher- und Säulenflechten auf einen jährlich klimatischen Wechsel zwischen Feuchtigkeit und Trockenheit angewiesen.
Weitere rotfrüchtige Becherflechtenarten sind in Deutschland relativ selten und alle Cladonia-Arten stehen in Deutschland unter Naturschutz.
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Neben der „Rotfrüchtigen Säulenflechte“ sind als heimische Becherflechten noch die Fingerbecherflechte (ebenfalls rote Früchte bildend) sowie die Trompetenflechte (braune Fruchtkörper bildend) und Echte Becherflechte (mit grauem Becherinneren) zu nennen.
Text und Fotos: Wolfram Martin
Im Gegensatz zu manchen Menschen, die bei winterlichen Wetterkapriolen im Frühjahr in eine Art Frühjahrdepression zu fallen scheinen, stemmt sich die Natur – egal ob Tier oder Pflanze – mit aller Macht gegen das Winterwetter. Die ersten gefiederten Rückkehrer wurden im Raum Berghausen bereits gesichtet: Der Rote Milan dieses Jahr am 19. Februar (sonst im Durchschnitt am 7. März); die ersten Bachstelzen werden vom 1. bis 10. März erwartet.
Gerade die Bachstelze, ein Singvogel aus der Familie der Pieper und Stelzen, oder besser gesagt: die Rückkehr derselben im zeitigen Frühjahr stellt ja im Wittgensteiner Bergland für manche Naturfreunde ein besonderes Erlebnis dar. Ähnlich wie das Buschwindröschen als „Weiserpflanze für Jäger und Heger“ etwas Besonderes darstellt, so gilt auch die Bachstelze als „Weiservogel“, weil ihre Rückkehr auch auf die Rückkehr anderer Vögel hinweist. Da früher die Jagd auf die Frühjahrsschnepfe quasi den Aufgang der Jagd im Frühjahr bedeutete, wollten die Jäger natürlich unbedingt die Ankunft der ersten Schnepfen erleben. Und hier kam die Bachstelze ins Spiel, da sie immer zusammen mit den Waldschnepfen aus dem Süden zurückkehrt.
Mit ihrer typischen schwarzweißen Kopfzeichnung, dem langen, stets wippenden Schwanz (deshalb im Norddeutschen auch „Wippstert“ genannt), ihres grazilen Laufes sowie des eleganten „Wellenfluges“ zählt sie zu den bekanntesten und beliebtesten Singvögeln unserer Heimat. Bachstelzen lieben die Nähe zum Wasser, baden auch gerne, brüten aber ebenso gerne in der Agrarlandschaft (daher in Norddeutschland in einigen Regionen auch „Ackermännchen“ genannt) oder in dörflichen Siedlungen. Sie jagen überwiegend am Boden suchend auf Insekten, kleineren Würmern, Fliegen, Spinnen, kleineren Krebs- und Weichtieren sowie Larven.
Wenn im Frühjahr die ersten Vögel wieder bei uns auftauchen, sind es immer zuerst die Männchen, die aus dem Mittelmeerraum kommend die alten Brutreviere besetzen. Etwa vierzehn Tage später dann die Weibchen. Heutzutage brüten die meisten von ihnen zweimal jährlich und bauen ihr Nest in Mauerlücken an Gebäuden, in Schuppen, unter Dachziegeln und in letzter Zeit sogar unter Voltaik-Anlagen.
Im heimischen Garten können Bachstelzen dem Menschen gegenüber oftmals sehr vertraut werden und nicht selten folgen sie sogar ganz gezielt dem Rasenmäher auf der Suche nach aufgescheuchten Insekten. Aber soweit ist es ja bei der Wetterlage Mitte März leider noch nicht…
Text und Foto: Wolfram Martin
Die intensiv purpurrosafarbenen Blüten des Seidelbastes sind im zeitigen Frühjahr nicht nur im Garten etwas Besonderes.
Zeitgleich mit den ersten blühenden Krokussen, Märzenbechern und Schneeglöckchen und lange vor dem ersten Grün der Laubbäume zeigt sich in Wittgenstein in vielen Gärten, aber auch in offenen, kalkbödigen Buchenwäldern ein Frühlingskünder der besonderen Art: Der Seidelbast.
Die lateinische Bezeichnung ist Daphne mezereum und deutet an, dass die griechische Bergnymphe Daphne dieser Strauchpflanze ihren Namen lieh. Nach der griechischen Mythologie wurde Daphne von ihrem Vater Peneisos in einen Lorbeerbaum verwandelt, um sie vor der Verfolgung durch Apollon zu schützen. Die Blätter der Seidelbastgewächse ähneln denen des Lorbeerbaums. Insbesondere die im Herbst leuchtend scharlachroten, erbsengroßen Beeren sind, genau wie Blätter und Rinde, sehr giftig, enthalten das gefährliche Gift Mezerein, werden aber dennoch gerne von Vögeln, überwiegend Amselarten aufgenommen und durch sie häufig vom Garten in den Wald verbreitet.
Bei uns gehört dieser schöne Strauch zu den ersten Frühjahrsblühern, die als Boden- oder Strauchpflanze die günstige Lichtperiode vor dem Laubaustritt der Bäume nutzen. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen lockt der intensive Duft der purpurrosafarbenen Blüten auch die ersten Bienen und Schmetterlinge an und somit stellt Daphne, die in der griechischen Mythologie neben Göttin Artemis (bei den Römern Diana genannt) auch als jungfräuliche Jagdgöttin dargestellt wird, sowohl im Garten als auch im frühlingshaften Wald für Mensch und Tier einen wahren Nasen-, Ohren- und Augenschmaus dar.
Laut „Die Farn- und Blütenpflanzen Wittgensteins“ (A. Belz, P. Fasel, A. Peter; Naturschutzbund Deutschland, KV Siegen Wittgenstein von 1992) kommt er bei uns „zerstreut in unterwuchsreichen Wäldern, in Gebüschen und an Bächen vor“. So bildet er aktuell ziemlich stabile Bestände in entlegenen, heimischen Waldtälern zum Beispiel im Raum Arfeld, im Emmegraben sowie und im oberen Edertal, Unterm Kilbe und Haushelle.
Text und Foto: Wolfram Martin
„Vogel des Jahres? Nie gesehen, gibt es in Wittgenstein nicht.“
So oder so ähnlich fallen die Reaktionen bei vielen Wittgensteinern aus, wenn es um den „Vogel des Jahres 2022“, den Wiedehopf geht.
Und tatsächlich gilt dieser hübsche, markante, etwa 26 bis 29 Zentimeter große, wärmeliebende Vogel mit dem gebogenen Schnabel, der aufrichtbaren „Indianerhaube“ (darf man das heutzutage noch sagen?) und dem „schmetterlingshaften Flug“ bei uns in der Fachliteratur nur als „seltener Durchzügler“, den man, wenn überhaupt, nur auf dem Frühjahrs- oder Herbstzug zu sehen bekommt.
Der Wiedehopf, lateinisch Upupa epops genannt, hat, wie auch der Kuckuck, sowohl seinen deutschen, als auch seinen lateinischen lautmalerischen Namen aufgrund seines dumpfen Rufes erhalten, der sich zwar wie „Upup – huppupp“, aber auch wie „Wud-Wud“ oder „Wudhup“ und schließlich wie „Widu-hupf“ anhört. Aufgrund seines beweglichen Federschopfes wird er im Raum Göttingen auch „Wihoppe“ genannt.
Wiedehopfe ernähren sich überwiegend von Bodeninsekten, also Grillen, vorzugsweise, da wo sie vorkommen, auch Maulwurfsgrillen, aber auch Laufkäfer und Spinnen aller Art, die sie im offenen Wiesen- und Weidegelände, in Parks und Weingärten finden. Sein „schmuddeliges“ Nest legt er in Ast- oder alten Spechthöhlen, aber auch in Steinhaufen oder unter alten Dächern an.
Wer jemals Wiedehopfe am Nest fotografiert hat, kann ein Lied davon singen, wie unsauber, „ätzend“ und stinkend es da aussieht und – vor allem – riecht!
Dies ist auch darauf zurückzuführen ist, dass die Nestjungen bei Gefahr ein übelriechendes Sekret abspritzen. Auch deshalb hatten Wiedehopfe schon bei den alten Römern einen denkbar schlechten Ruf.
In der heimischen, ornithologischen Fachliteratur taucht der Wiedehopf entweder nur als kleine Randnotiz oder überhaupt nicht auf. Sogar in „Die Vögel Westfalens – Atlas der Brutvögel von 1989 bis 1994“, Ausgabe 2000, sowie in „Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens“, Ausgabe 2014, sucht man ihn vergebens. Im modernen NABU-Wälzer „Die Vögel des Siegerlandes“ von 2020 ist er abgebildet und dort wird der Verdacht geäußert, dass der Wiedehopf „früher zweifellos auf der Ginsberger Heide und im Hünsborner Moor gebrütet habe“ und bereits 1976 schon einmal zum „Vogel des Jahres“ gekürt wurde.
In „Die Vogelwelt Wittgensteins“, von A. Belz und H. König aus dem Jahre 1983 wird man fündig und aufgeklärt, dass dieser bemerkenswerte Vogel sich auf dem Durchzug vorzugsweise auf offenen Wiesen und Weidegelände aufhält. So hat u.a. Helmut Hochholzer im Mai 1980 einen Wiedehopf im Elberndorftal und W. Becker im April gleichen Jahres einen in Niederlaasphe beobachtet. Im Band 10 „Beiträge zur Tier- und Pflanzenwelt des Kreises Siegen-Wittgenstein“ (Hrsg. Biologische Station und NABU) werden für den Raum Bad Berleburg aus den Jahren 2009, 2010 und 2012 gleich mehrere Beobachtungen teils direkt im Stadtbereich dokumentiert.
Ganz ausgeschlossen ist es also nicht –zumal es auch bei uns immer wärmer wird -dass man im Frühjahr so bis April/Mai auch bei uns im Edertal einen Wiedehopf hört oder sieht und dann sollte man dies unbedingt an die Biologische Station Siegen-Wittgenstein oder an die Homepage-Redaktion melden. In diesem Sinne also „upup-huppuppp-huppu-hupp…“
Fotos und Text: Wolfram Martin