Berghausen wurde zwar im Jahre 1173 erstmalig urkundlich erwähnt. Allerdings belegen Bodenfunde in den 1970er Jahren, dass es in den Seitentälern von Berghausen, wie Trufte und Preisdorf, bereits im frühen Mittelalter einzelne Besiedlungen gegeben haben muss. Auf Veranlassung von Hans-Günter Radenbach fand im Frühjahr 2020 eine Notgrabung der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen im vorderen Preisdorftal statt, wo Radenbach 1973 eine Bodenanomalie sowie Scherben entdeckt hatte. Bei der Grabung konnten Reste eines steingemauerten Kellers inklusive Keramikreste freigelegt werden. Die Archäologen datieren diese dem Übergang vom 8. zum 9. Jahrhundert nach Christi zu, also der Zeit nach der Völkerwanderung, mindestens 300 Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes. Die Besiedlung soll zumindest bis zum 12. Jahrhundert bestanden haben. (Näheres siehe Archäologie in Westfalen-Lippe 2020, Langenweißbach 2021, S. 103-106)
In unserer Zeitreise wollen wir auf die Entstehung, Entwicklung und außergewöhnliche Ereignisse des Dorfes Berghausen eingehen.
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1779
Am 13. Juli brennt die Neue Mühle zu Berghausen an der Eder nebst Scheune ab.
s. Berleburger Chronik,
Seite 261
1786
Am 31. Juli weigern sich Berghäuser Bauern Holzfahrten zum Berleburger Schloss zu unternehmen sowie das übliche Dienstgeld zu zahlen. Daraufhin werden 17 Soldaten der Schlosswache in Berghausen einquartiert, die den Bauern Kühe wegnehmen, die in Berleburg verkauft werden. Der Streit zieht sich bis zum Oktober hin, als die Bauern sich verpflichten, ihre Dienste wieder aufzunehmen. Die 17 Soldaten werden wieder aus dem Dorf abgezogen.
s. Berleburger Chronik,
Seite 274 / 275
1790
Die baufällige Kirche wird abgerissen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 269
1793
Die neue Kirche, erbaut mit Steinen aus dem Raumländer Steinbruch, wird unter Teilnahme des Fürsten eingeweiht.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 269
1799
Im Winter fällt soviel Schnee, wie seit Menschengedenken noch nicht. Man kann nicht von einem zum anderen Ort kommen, alles Fuhrwesen kommt zum Erliegen. Am 20. Februar setzt Regen- und Tauwetter ein, die Folge sind Eisgang und eine große Flut, die die Brücken wegreißt.
s. Berleburger Chronik,
Seite 305
1806
Süddeutsche und westdeutsche Fürsten schließen mit Napoleon den Rheinbundvertrag.
Napoleon ordnet das Wittgensteiner Land dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zu. In einem Staatsakt am 16. September 1806 auf Schloss Wittgenstein wird die Übernahme vollzogen.
Damit waren die Berghäuser Untertanen von Großherzog Ludwig von Hessen-Darmstadt und damit Verbündete Napoleons.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 230
1812
Auch Berghäuser müssen in hessischen Regimentern mit Napoleon nach Russland in den Krieg ziehen.
Unter den 13 Wittgensteiner Gefallenen befinden sich keine Berghäuser.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 231
Das schöne Wittgenstein, Ausgabe 06/1939, Seite 42
Wittgensteiner Heimatbuch 1938,
Seite 85
1815
Bei Born-Kunze wird eine Weberei mit 5 Webstühlen eingerichtet. Weitere 16 Webstühle sind in anderen Häusern untergebracht. Die Waren werden bis Wuppertal-Elberfeld und sogar in das westliche Ausland geliefert.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 508
1816
Die beiden ehemaligen Wittgensteiner Fürstentümer werden zum Kreis Wittgenstein mit dem Landratsamt in Berleburg zusammengefasst und der Preußischen Krone unterstellt. Damit wird auch Berghausen preußisch.
s. Wittgensteiner Heimatbuch 1938,
Seite 88
1819
Berghausen hat 409 Einwohner in 52 Häusern und gehört zum Schultheißenbezirk Dotzlar.
s. Wrede,
Seite 131
1822
Mensch und Vieh leiden nach dem 7. Mai (bis in den Juli) unter extremer Hitze, die die Quellen vertrocknen lässt. Eder und Odeborn sind nur noch ein Rinnsal. Noch bis in den September hinein kann man fast überall durch die Flussbette gehen. Die Böden trocknen aus, das Gras verbrennt, viele Äcker bringen keine Feldfrüchte hervor. Nur die Kartoffeln sind nicht betroffen und bilden die Hauptgrundlage der Ernährung von Mensch und Vieh. Der Wassermangel ist noch bis in den Dezember hinein zu spüren.
s. Berleburger Chronik,
Seite 308
1845
Einrichtung des Amtes Berghausen.
s. Wrede,
Seite 131
1854
Berghausen hat 536 Einwohner in 58 Häusern.
Zu Berghausen gehören auch im Außenbezirk: Alte Mühle, Forstbach, Kreisbach, Lehmbach, Neue Mühle, Sauseifen, Schmallenberger Haus und Trufte.
s.Wrede,
Seite 131
1883
Der Berghäuser Lehrer Kniep bittet den Fürsten und auch die königliche und kaiserliche Majestät um Zuwendungen für die Anschaffung einer Orgel für die Kirche.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 257
1890
Gründung des Männer-Gesangvereins Berghausen.
Die Flubereinigung (Separation) wird eingeleitet.
s. Vereinschronik MGV "Eintracht" Berghausen e.V.
1900
Berghausen hat 566 Einwohner.
Zu dieser Zeit besitzen alle Haushaltungen im Dorf Vieh und leben in erster Linie von der Landwirtschaft. Auch Stellmacher, Schmied, Schuhmacher und Schneider bewirtschaften nebenbei ein Stück
Land und können damit einen Teil der benötigten Grundnahrungsmittel selber erzeugen.
s. Wrede,
Seite 131
s. Dorfbuch 1973,
Seite 491
1905
Gründung des Schützenvereins Berghausen.
Vereinschronik Schützenverein Berghausen 1905 e.V.
1909
Die Bittschreiben aus dem Jahre 1883 werden erhört und die Kirche bekommt eine pneumatische Orgel mit 6 klingenden Stimmen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 259
1911
Berghausen erhält einen Bahnhaltepunkt an der Bahnstrecke Erndtebrück - Bad Berleburg.
s. Wikipedia, zuletzt aufgerufen am 28.12.2022
Berghausen (Bad Berleburg)
1917
Im Juni wird das erste Flugzeug über Berghausen gesichtet. Der Berghäuser Gustav Böhl macht in Rahmen seiner Pilotenausbildung bei der Luftwaffe einen Flug über Berghausen und muss aufgrund des bergigen Geländes bei Markhausen landen. Das Flugzeug ist eine Sensation und wird von tausenden Wittgensteinern besichtigt.
Französische und russische Kriegsgefangene werden auch in Berghausen als Hilfskräfte in der Landwirtschaft eingesetzt.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 10
s. Dorfbuch 1973,
Seite 12
1918
Vor Weihnachten erfolgt die erste Einquartierung der zurückkehrenden Truppen in Berghausen. Eine Einquartierung schließt sich nach der anderen an. Infolge dessen kommt es zum Befall von Ungeziefer und Hautkrankheiten bei den Bewohnern.
Nach dem 1. Weltkrieg beklagt der Ort 35 Gefallene und 2 Vermisste.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 13
1921
Gründung des Sportvereins SSV Berghausen.
s. Vereinschronik Sporrfreunde Edertal 1921 e.V.
1922
Adolf Böhl gründet im Jahr 1922 das gleichnamige Unternehmen im Truftetal bei Berghausen. Nach dem Tod von Adolf Böhl im Jahr 1960 übernimmt sein Neffe Hans Werner Kocherscheidt den Betrieb.
1965 folgt die Übernahme der Schraubenfabrik Eberhard Jaeger im benachbarten Laasphe.
Das Unternehmen geht später in der EJOT Firmengruppe auf.
s. EJOT Homepage Historie
https://www.ejot.de/history
1922
Berghausen wird an das Stromnetz angeschlossen. In einer Bürgerversammlung werden die Kosten für die "Lichtinteressenten" festgelegt und beschlossen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 123
1923
Zur Zeit der Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen kommen Schülergruppen aus Bochum-Höntrop nach Berghausen. Sie werden bei bäuerlichen Familien untergebracht und helfen in der Landwirtschaft.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 14
1924
Auf dem Gelände der aufgegebenen Neuen Mühle gründet die in Altena beheimatete Firma Stahlschmidt eine Produktionsstätte, die vorwiegend Briefklammern, Bowdenzüge und Schuhspannerfedern herstellt.
Die vorhandene Wasserkraft wird zur Stromerzeugnis genutzt.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 510
1924
Gründung der freiwilligen Feuerwehr Berghausen mit 19 Gründungsmitgliedern. Einige Jahre später wird eine Feuerwehrkapelle unter dem Namen "Muntersche Kapelle" gründet.
In dieser Zeit erhalten die Wehrführer eine 2. Aufgabe, sie werden zu Hilfspolizisten ernannt.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 525
1929
Durch den Börsenkrach an der Wallstreet in New York kommt die Weltwirtschaft ins Wanken. Das wirkt sich auch in Wittgenstein, und damit in Berghausen aus.
Viele Menschen werden arbeitslos. Duch eine Notverordnung des Reichspräsidenten wird der Arbeitsdienst für Notstandsarbeiten gebildet.
Feldwege werden in Ordnung gebracht und auf nassen Grundstücken werden Dränagen angelegt.
s. Dorfbuch 1973,
Seiten 14 / 15
1935
Die allgemeine Wehrpflicht wird wieder eingeführt.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 15
1938
Zum ersten Mal wurden in Wittgenstein der Kartoffelkäfer festgestellt. Vom Landrat wird für die gesamte Bevölkerung Kartoffelkäfersuchen angesetzt.
Im März wird in unmittelbarer Nähe, In Hemschlar bei Bauer Christian Treude die Maul und Klauenseuche festgestellt. Inwieweit Berghausen betoffen war konnte nicht ermittelt werden.
s. Das schöne Wittgenstein
08 / 1938 Seite 64
09 / 1938 Seite 71
03 / 1938 Seite 24
1938
Im August stöhnt die Wittgensteiner Bevölkerung über eine extreme Hitzewelle, sodass viele an eine "klimatische Verirrung" glauben.
s. Das schöne Wittgenstein
08 / 1938 Seite 64
09 / 1938 Seite 71
03 / 1938 Seite 24
1938
Die Molkerei Raumland, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Berghausen befindet, wird in Betrieb genommen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 513
1939
Nach dem Kriegsbeginn im September werden Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände rationiert und nur noch gegen Lebensmittelmarken bzw. Bezugsscheine abgegeben.
Völlige Verdunkelung wird angeordnet.
s. Dorfbuch Seite 1973,
Seite 15
1939
Um die Weihnachtszeit und in den ersten Januarwochen leidet Wittgenstein unter extremer Kälte und erheblichen Schneemengen.
Viele Züge fallen aus oder heben erhebliche Verspätungen.
s. Das Schöne Wittgenstein
05 / 1939, Seite 40
1939
Auf dem Berg Ecke wird eine Flugwache der Deutschen Luftwaffe zur Beobachtung des Flugverkehrs eingerichtet. Ältere Männer aus Berghausen und Berleburg versehen den Dienst.
s. Dorfbuch, S. 16, Bilder aus Berghausen 1998,
Seite 234 / 235
1944
Am 22. September wird durch amerikanische Jagdbomber die Bahnlinie Berleburg - Erndtebrück angegriffen. Bei diesem Angriff fällt die erste Bombe auf Berghausen, unterhalb Knebel-Bellmanns. Ein Todesopfer ist zu beklagen. Zwei weitere Bomben fallen in der Nähe der Eisenbahnbrücke.
Zahlreiche Ausgebombte, besonders aus dem Ruhrgebiet, kommen nach Berghausen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 19
1945
Als letzte Verteidigungslinie zum nahenden Ende des 2. Weltkrieges entstand der sogenannte "Ruhrkessel". Ein Teil dieser Frontlinie führte durch die Berghäuser Gemarkung - von Wingeshausen kommend über den Winterscheid durch das Truftetal hinauf zum Albrechtsplatz.
Der Hauptgefechtsstand, besetzt u. a. mit General Model, war oberhalb Wingeshausen in Jagdhaus gelegen und zentrale Befehlsstelle der deutschen Truppen.
Bei Kämpfen an dieser Frontlinie wurden alle Ederbrücken, die Eisenbahn- und die Truftebrücke von deutschen Pionieren gesprengt.
Beim Einmarsch der Amerikaner im April 1945 kommt es zu einem Feuergefecht im Bereich Trufte / Winterscheid. Sechs Amerikaner und ein deutscher Gefangener werden bei Chräsds Scheune getötet.
Beim Sperrfeuer der Amerikaner in Richtung Winterscheid sterben 11 deutsche Soldaten in den Fichten am Winterscheid. Zum Gedenken an diese Gefallenen errichtet die Gemeinde Berghausen später an dieser Stelle eine Gedenkstätte.
Etwa zur gleichen Zeit werden durch deutschen Artilleriebeschuß (8,8 cm-Geschütze) drei amerikanische Panzer auf der Helle zerstört. Die Panzerbesatzungen sterben oder werden schwer verwundet.
Zwei dieser Panzerwracks lagen noch einige Jahre nach Kriegsende als schaurige Mahnmale zu Krieg und Frieden dort oben.
Dann kam das erlösende Ende des Krieges, an dessen Folgen wir bis heute und aufs Neue zu tragen haben. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter werden freigelassen. Manche ziehen plündernd und raubend durch die Dörfer und besonders die außenliegenden Bauernhöfe haben darunter zu leiden.
Männer schließen sich zusammen, gehen Streife und schlagen Alarm wenn Gefahr im Verzug ist.
Der 2. Weltkrieg fordert 76 hier Gefallene bzw. Vermisste.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 28
Seite 30