Berghausen wurde zwar im Jahre 1173 erstmalig urkundlich erwähnt. Allerdings belegen Bodenfunde in den 1970er Jahren, dass es in den Seitentälern von Berghausen, wie Trufte und Preisdorf, bereits im frühen Mittelalter einzelne Besiedlungen gegeben haben muss. Auf Veranlassung von Hans-Günter Radenbach fand im Frühjahr 2020 eine Notgrabung der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen im vorderen Preisdorftal statt, wo Radenbach 1973 eine Bodenanomalie sowie Scherben entdeckt hatte. Bei der Grabung konnten Reste eines steingemauerten Kellers inklusive Keramikreste freigelegt werden. Die Archäologen datieren diese dem Übergang vom 8. zum 9. Jahrhundert nach Christi zu, also der Zeit nach der Völkerwanderung, mindestens 300 Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes. Die Besiedlung soll zumindest bis zum 12. Jahrhundert bestanden haben. (Näheres siehe Archäologie in Westfalen-Lippe 2020, Langenweißbach 2021, S. 103-106)
In unserer Zeitreise wollen wir auf die Entstehung, Entwicklung und außergewöhnliche Ereignisse des Dorfes Berghausen eingehen.
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1173
Erste urkundliche Erwähnung unter dem Namen Berchusen im Güterverzeichnis von Kloster Grafschaft.
s. Dorfbuch 800 Jahre Berghausen 1973
Seite 47 - Günther Wrede,
Territorrialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, Marburg 1927,
1299
Urkunden bezeugen Besiedlung unter dem Namen Berhusen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 73
1362
Urkunden bezeugen Besiedlung unter dem Namen Berghusen.
s. Wrede,
Seite 130
1417
Ein Conradus Schubel aus "Berghusen" wird in die im Jahre 1392 gegründete Michaelis-Universität Erfurt aufgenommen.
s. Das schöne Wittgenstein,
09 / 1937 Seite 35
ca. 1442
Die erste Glocke für die Berghäuser Kirche wird vermutlich von Meister Peter Agast gegossen.
s. Dorfbuch Raumland, Seite 409
1472
Ortsname wird Berckusen.
s. Wrede,
Seite 130
1510
Berghausen hat 60 Einwohner in 10 Häusern.
s. Wrede,
Seite 130
1523
Laut Zinsregister besteht Berghausen aus 27 Huben bzw. Bauernhöfen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 95
1532
Name wird Berckhausen.
s. Wrede,
Seite 130
1539
Laut Zinsregister besteht Berghausen aus 30 Huben bzw. Bauernhöfen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 96
1539
Berghäuser Bauern schließen sich mit Bauern aus Dotzlar und Birkefehl zusammen und lehnen sich gegen die Obrigkeit auf. Sie ziehen zum Jagdschloß Rosental und beschweren sich dort beim Landgrafen Philipp von Hessen über Graf Johann.
Grund für die Beschwerde sind die hohen Abgaben und die zu erbringenden Dienstleistungen.
Der Graf verurteilt die Aufrührer zu hohen Geldstrafen und lässt diese durch drei Gehilfen des Schultheiß Wilhelm in Birkefehl durch Pfändung eintreiben. Auf dem Rückweg wird ihnen alles wieder gewaltsam abgenommen.
Nun müssen die Schuldeintreiber noch durch Berghausen. Dort werden sie von den Berghäuser Bauern mit dem Tode bedroht. Später wird der Streit wohl beigelegt.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 101
1545
Laut Zinsregister besteht Berghausen aus 35 Huben bzw. Bauernhöfen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 96
1575
Im Zeitalter der Glaubenskämpfe, besonders in Frankreich und den Niederlanden, werden Maßnahmen zur möglichen Landrettung ergriffen, falls diese Kämpfe auch ins Hessische übergreifen.
Auch Graf Ludwig von Wittgenstein kommt nicht daran vorbei, die Aufstellung einer Landmiliz zu befehlen. So wurden in den wittgensteiner Dörfern die Bauern militärisch organisiert.
Die ersten Rekrutierungslisten stammen aus dem Jahre 1575. Die Männer sind in Schützen und Spießer aufgeteilt. Aus Berghausen hat es 11 Schützen per Los getroffen, sie müssen als erste ausziehen, wenn feindliche Truppen nahen.
s. Dorfbuch 1973, Seite 122
1575
Errichtung einer Hammerhütte oberhalb von Berghausen, wahrscheinlich im Bereich der Alten Mühle. Sie hat offenbar nicht lange bestanden.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 507
1578
Errichtung einer Schulzerei in Berghausen.
s. Wrede,
Seite 130
1601
Ein bisher nie erlebtes Hochwasser der Eder verhinderte am Weihnachtstag den Besuch des Weihnachtsgottesdienstes in der Raumländer Kirche. Stattdessen gingen einige Berghäuser über den Stomp nach Berleburg und besuchten den Gottesdienst in der Stadtkirche.
s. Berleburger Chronik,
Seite 91
1612 -1615
Die Bäuerin Hetta Claus wird 1612 von einem Berghäuser Bauern beim Grafen der Zauberei und Hexerei angezeigt. Sie wird inhaftiert. Da sie sich für nicht schuldig erklärt, muss sie sich einer peinlichen Befragung, also Folter, unterziehen. Hetta überlebt diese Strapazen, ohne ein Schuldbekenntnis abzugeben. Das bedeutet eigentlich, dass ihre Unschuld festgestellt ist. Graf Georg behält sie trotzdem weiterhin in Haft. Erst durch das Eintreten ihres Anwaltes, sowie eines Rechtsgelehrten der Uni Marburg, der die Beweiskraft der Zeugen bezweifelt, ferner der Fürsprache des Berleburger Pfarrers sowie mehrerer Bittschreiben des Ehemanns wird Hetta Claus 1615 aus der Haft entlassen. Vorher hatte sie jedoch Urfehde zu schwören, d. h. zukünftig keinen Streit, nichts weiteres in Sachen Hexerei und Zauberei gegen jedermann anzufangen oder anzustiften.
s.Dorfbuch,
Seite 386-486
1618
Der 30jährige Krieg beginnt.
Wittgenstein ist nicht Schauplatz größerer kriegerischer Auseinandersetzungen, bleibt jedoch auch von den Auswirkungen nicht verschont.
Eine Kette von Kontributionszahlungen (Zwangserhebung von Geldbeträgen im feindlichen Gebiet durch Besatzungstruppen), sowie Einquatierungen und erpresserische Exekutionen sind die wesentlichen Ereignisse.
Auch räuberische Überfälle aus dem kölnischen Grenzraum oder Plünderungen müssen die Menschen in unserem Raum erdulden. Davon ist mit Sicherheit auch das Dorf Berghausen betroffen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 161 / 162
1621
In Berghausen findet auf dem Böhl (Biel) der Johannis-Markt statt.
s. Dorfbuch 1973
Seite 219
1624
Berghausen hat 150 Einwohner in 24 Häusern.
s. Wrede
Seite 131
1635
Zwei Corporalschaften werden in Berghausen und Hemschlar mit den entsprechenden Folgen einquartiert.
s. Dorfbuch 1973 Seite 162
1650
Aus den vorhandenen Zinsregistern, nach dem 30jährigen Krieg, ist zu entnehmen
- 32 Höfe sind noch bewohnt
- 10 Höfe sind ausgestorben
- 3 Höfe waren ausgestorben, sind jedoch wieder besetzt.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 171
1653
Kauf einer zweiten Glocke für die Kirche.
s.Dorfbuch 1973,
Seite 271
1671
Name wird Berghausen.
s. Wrede,
Seite 130
1700
Ab dieser Zeit wird für die Berghäuser Kinder im Winterhalbjahr ein Schulbetrieb eingeführt. Im Sommerhalbjahr müssen sie auf dem Hof mitarbeiten.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 251
um 1736
Berghäuser Bauern werden zum Schlossbau von Graf Casimir mit Gewalt zum Frohndienst und zur Arbeit gezwungen.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 232
1740
Im Jahre 1740 kommt es zu einer schlimmen Hungersnot im Lande.
Bereits im Oktober 1739 setzt ein extrem harter Winter ein.
Das Erdreich ist so hart gefroren, dass die Toten nicht beerdigt werden können. Fuhrwerke benutzen bis in den Mai die gefrorene Eder als Fahrstraße. Erträge von den Feldern sind sehr kümmerlich und zu allem Überfluß beginnt auch der nächste harte Winter bereits im Oktober.
s. Wittgensteiner Heimatbuch 1938,
Seite 70
1743
Markt in Berghausen, der jährlich abgehalten wird.
s. Berleburger Chronik,
Seite 169
1744
28. Februar: ein großer Komet erschien am Himmel, er war einen Monat lang zu sehen, Chronist: "Gott bewahre uns, daß selbiger nichts Böses zu bedeuten hat.“
s. Berleburger Chronik,
Seite 179
1748
Krees Haus wird neu erbaut und ist heute das älteste noch bestehende Haus im Ort.
s. Dorfbuch 1973,
Seite 487
1757
Im 7-jährigen Krieg (1756-1763) müssen auch die Wittgensteiner Grafen ein Kontingent zur Reichsarmee stellen. 15 Männer müssen aus der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, nach entsprechender Ausrüstung, einrücken.
Am 15. September 1757, die Wittgensteiner hat es über Nürnberg und Fürth bis nach Eisenach verschlagen, desertieren einige der Wittgensteiner, unter anderem auch der Schmied Jost Stremmel aus Berghausen und schlagen sich in die Heimat durch.
s. Wittgensteiner Heimatbuch 1938,
Seite 73
1760
Der Krieg holt auch unsere Region ein. In der Nacht vom 13./14. September 1760 lagern in Berleburg und Umgebung, sicher auch in Berghausen, 13.000 französische Soldaten die von der Verwaltung mit 50.000 Rationen versorgt werden müssen. Man kann sich vorstellen, was in Kellern und Scheunen noch vorhanden ist, als die Soldaten wieder abzogen. Am 22.Oktober 1760 wird erneut eine Forderung seitens französischer Soldaten über 40.000 Rationen gestellt. Diesmal jedoch an beide Wittgensteiner Grafschaften. (1 Ration besteht aus 10 Pfund Hafer oder Gerste, 5 Pfund Heu und 5 Pfund Stroh).
Den feindlichen Engländern bleiben die französischen Truppen natürlich nicht verborgen und so kommt es zu einem Feuergefecht. Die Franzosen feuern vom Rinnekopf oberhalb des Winterscheids, die Engländer vom Lützelkopf bei Berleburg.
s. Wittgensteiner Heimatbuch 1938,
Seite 73
1767
Berleburger Bauern verweigern das hohe Dienstgeld an den Grafen zu zahlen, sie ziehen vor das Reichsgericht in Wetzlar, Hauptanführer war Johannes Born aus Berghausen (Hermesschmieds). Die Klage hatte aber keinen Erfolg.
s. Berleburger Chronik,
Seite 237 / 240
1773
Errichtung einer Schulzerei in Berghausen.
s.Wrede,
Seite 131